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DIE GESCHICHTE DER SCHAUBURG ISERLOHN

Vom „Gesellschaftshaus“ zum „Veranstaltungspalast“

In Anlehnung an Aufzeichnungen von Hans-Hermann Hupach

Ende des 19. Jahrhunderts beschlossen angesehene Iserlohner Bürger ein Gesellschaftshaus für die 1834 gegründete Bürgergesellschaft zu bauen.

Um die Pläne umzusetzen, erwarb man für 50.000 Mark das Grundstück Hagener Straße 20 (heute Hans-Böckler-Straße) und beauftragte den Iserlohner Architekten Leppin mit der Bauausführung des geplanten Jugendstil-Gebäudes mit einem Festsaal von 25 m x 16 m Fläche als Prunkstück. Der Saal war für 800 Personen und die Galerie für weitere 300 Personen berechnet.

Das noch im selben Jahr fertig gestellte Gebäude wurde nach nur siebenjähriger Nutzung als Gesellschaftshaus von der evangelischen Kirchengemeinde für die Einrichtung eines Gemeindehauses erworben.

Im Jahr 1918 wechselten erneut Inhaber und Bestimmung des Gebäudes. Der Iserlohner Kino-Pionier Theodor Böhner erwarb die Immobilie und wandelte sie in ein modernes Lichtspielhaus um, das er „Schauburg Iserlohn“ taufte.

Ende 1918 erwarb Willy Giebe aus Einbeck Iserlohns größtes und vornehmstes Lichtspielhaus, wo neben dem Kinoprogramm nun auch Theateraufführungen, Operetten und Ballettaufführungen zu sehen waren. Ab Februar 1919 verpachtete Willy Giebel Restaurationsräume an einen Wirt. Nun tagten dort auch Krieger-, Gesangs- und kaufmännische Vereine sowie eine von Paul Sturm geführte Tanzschule. Der Tanzlehrer erteilte dort Tanzunterricht für Erwachsene und Schüler, lehrte sie Menuett, Quadrille, Walzer und Foxtrott – und der Jugend das rechte Benehmen.

Die inzwischen an die Macht gekommenen Nationalsozialisten setzten auch hier ihre Zeichen: Willy Giebe wurde die Führung der Schauburg entzogen, weil er nach Meinung der Nazis als jüdisch „versippt“ galt. Die Machthaber übergaben die Leitung des Hauses an den Hagener Ex-UFA-Theaterleiter Bartelsen.

Neben dem nun vorherrschenden heroisch-nationalistischen Filmprogramm wurden den Besuchern der Schauburg auch einige filmische Höhepunkte der damaligen Zeit, wie z. B. 1934 „King Kong“ und Max Schmelings Boxtriumph über den „Braunen Bomber“ Joe Louis (nur für Deutsche), angeboten.

Nach der Nazizeit beschlagnahmten die Alliierten die Schauburg, in der am 9. Februar 1946 die Iserlohner SPD noch die Wiederbegründung gefeiert hatte, bis 1963 die Kanadier das Gebäude übernahmen und auf Kosten des „Bundesdeutschen Amtes für Verteidigungslasten“ renovieren ließen.

Als nach 25-jähriger Besatzungszeit die Schauburg wieder in deutsche Hände zurückgegeben wurde, war es mit der Bausubstanz nicht mehr gut bestellt. Der Komplex wurde zwar in Zeitabständen – trotz fortschreitenden Verfalls – noch genutzt, bis 1988 in einer Expertise festgestellt wurde, dass eine Renovierung nicht zu empfehlen sei und zu einem Abriss geraten wurde.

Dass die Schauburg heute immer noch steht – ja in neuem Glanz erstrahlt, ist im Rückblick betrachtet ein reiner und glücklicher Zufall: Denn der neue Eigentümer, die Firma Edelhoff, suchte eine Immobilie mit Top-Adresse in der Iserlohner Wermingser Straße.

Da sich aber der Eigentümer von einer solchen Immobilie nur im Paket mit der Schauburg trennen wollte, erwarb die Unternehmerfamilie auch die beinahe Ruine an der Hans-Böckler-Straße. Das war am 3. April 2001, nicht ahnend, auf welches Abenteuer sie sich damit eingelassen hatte.

Nachdem ein Abriss zunächst als sinnvolle Lösung angesehen wurde, reifte langsam bei der Familie Edelhoff die Gewissheit, dass das Objekt eigentlich eine „Tolle Bude“ ist.

Die Zeit des Zauderns endete und, nachdem deutlich wurde, dass das Hausschwammproblem in den Griff zu bekommen sei, entstand bei der Familie Edelhoff das Gefühl, dass man aus der „Kiste“ doch etwas Sinnvolles machen könnte.

Die Bauplanung begann und damit auch ein großes berufliches Abenteuer für Hans-Hermann Hupach, der zur baufachlichen Regie berufen wurde. Als 70-Jähriger eigentlich schon pensioniert, war er der Familie Edelhoff dankbar, zum Ende seines Berufslebens noch eine solche Herausforderung übernehmen zu dürfen.

Überraschungen bei den Bauarbeiten waren fast alltäglich. Besonders die Wiederherstellung der ursprünglichen Runddecke über dem Goldsaal mit den üppigen farbigen Stuckverzierungen war eine Herausforderung, auch für die hinzugezogenen Spezialisten der Stuckateurfirma Bröker aus Witten.

Ebenfalls sehr aufwändig war die Wiederherstellung des Bühnenraumes mit den vier angrenzenden Logen in historischer Optik. Natürlich wurde auch moderne Technik eingebaut, wie z. B. eine leistungsstarke Be- und Entlüftungsanlage.

Im Herbst 2008 war es geschafft: Die „Schauburg“ strahlte im alten und neuen Glanz. Rund 6 Millionen Euro hatte die Familie Edelhoff in das Objekt investiert.

Mit einer großen Gala am 8. November im Goldsaal wurde die „Schauburg“ feierlich eingeweiht. Unter der Moderation von Rudi Cerne wurde den geladenen Gästen ein Showprogramm der Extraklasse geboten.

Neue Ideen erfordern mutige Schritte – Am 21.12.2011 wurde den neuen Pächtern Margit und Matthias Tuschen feierlich die Schlüssel der Schauburg übergeben. Mit großer Unterstützung der Familie Edelhoff konnte nach etlichen Umbaumaßnahmen im Bereich Technik und Beleuchtung sowie Raumgestaltung am 15. Januar 2012 die Tanzwelt Schauburg mit einem Tag der offenen Tür die große Eröffnung als Tanz- und Eventpalast feiern.

Seither sind neben vielen hochkarätigen Veranstaltungen täglich Tänzerinnen und Tänzer in den wunderschönen Räumen zu finden. Weit über die Grenzen Iserlohns hinaus ist die Tanzwelt Schauburg zu einem Tanzpalast der Superlative geworden. Ein engagiertes Service- und Tanzlehrerteam sorgt jeden Tag in den Kursen und auf jeder Veranstaltung für einen reibungslosen und professionellen Ablauf.

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